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UNWÄGBARKEIT ENPRÄGTEN DEN MARKT 2020

Datum: Donnerstag, 15. April 2021

In der Viehbranche geht es immer dynamisch zu. Aber ein so extremes Jahr wie 2020 hat die Branche noch nie erlebt. Perioden voller Stress und absoluter Stille wechselten sich in schnellem Tempo ab und innerhalb weniger Monate sanken die Spitzenpreise auf einen dramatisch niedrigen Wert. Das ständige Reagieren auf einen unvorhersehbaren Absatz hat alle an den Rand der Belastbarkeit gebracht.

Im ersten Trimester 2020 lief der Handel mit Ferkeln gut und der Markt war noch vorhersehbar. Die Preise von Ferkeln und Fleisch kletterten auf historische Höhen. Einer der Preistreiber war die starke Nachfrage nach Schweinefleisch aus Asien, insbesondere aus China. In dem Land mit der weltweit größten Schweineproduktion haben Ausbrüche der Afrikanischen Schweinepest die Zahl der Schweine drastisch reduziert. Aber der chinesische Schweinebestand erholt sich in einem schwindelerregenden Tempo, wodurch die Nachfrage nach Schweinefleisch auf dem Weltmarkt im Laufe des Jahres zurückging.

Und die Corona-Infektionen von Mitarbeitern in Schweineschlachthöfen und in der Fleischverarbeitung haben den bis Mai reibungslos funktionierenden Markt ziemlich abrupt ausgebremst. Daraufhin akzeptierte China die Exportzertifikate der betroffenen Standorte der Fleischverarbeiter in unter anderem den Niederlanden, Deutschland und Dänemark nicht mehr. In kurzer Zeit geriet der Markt gewaltig unter Druck. Der Absatz von Schlachtschweinen stagnierte, wodurch auch der Absatz von Ferkeln zurückging und die Preise beständig sanken.

Erschwerender Faktor
Ein zusätzlich erschwerender Faktor war der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest unter deutschen Wildschweinen im September. Dass diese ansteckende Schweinekrankheit einmal aus Polen eingeschleppt werden würde, war zu erwarten. Aber einen schlechteren Zeitpunkt hätte es nicht geben können. Der September ist traditionell ein schwieriger Monat für den Absatz von Ferkeln, aber die Kombination mit dem Corona-Geschehen machte das Ganze extra problematisch. Daneben mussten deutsche Schlachthöfe ihr Schweinefleisch auf dem europäischen Markt absetzen. Dadurch stieg der Preisdruck weiter an und der Verlauf der Handelsströme war alles andere als normal. Der Markt wurde schlichtweg unvorhersehbar. Kam der Handel in manchen Wochen fast zum Erliegen, wurde in anderen Wochen wiederum jeder einzelne Lkw gebraucht, um die Tiere zu ihrem Bestimmungsort zu bringen. Exemplarisch für den zerrütteten Markt ist der Exportstrom von Schweinefleisch. Bis Ende 2020 wurden Tiere aus den Niederlanden, Belgien und Deutschland zu spanischen Schlachthöfen gebracht. In einem gewöhnlichen Jahr geschieht das höchstens während einiger Wochen in der touristischen Hochsaison.

Ausblick auf den Schweinemarkt
Ende 2020 beruhigte sich der Markt, wodurch die dramatisch niedrigen Ferkelpreise wieder etwas anzogen. Das ist ein positives Signal für die Erholung des Ferkelmarktes. Allerdings müssen sich die Niederlande auf einen weiteren Rückgang des Schweinebestands einstellen. Die Auswirkungen der Förderregelung für die Sanierung von Schweinemastbetrieben äußern sich in einem strukturell niedrigeren Angebot von Ferkeln und Schlachtschweinen. Auch in Deutschland wird das Angebot von Ferkeln weiter zurückgehen, weil viele Ferkelhalter seit Herbst 2020 ihre Betriebe aufgegeben haben oder noch aufgeben werden.

Exportmarkt für Färsen
In Bezug auf den Export von trächtigen Färsen aus den Niederlanden, Belgien und Deutschland wird 2020 als ein unterdurchschnittliches Jahr in die Geschichte eingehen. Covid-19 machte dem Handel mit Drittländern wie Russland, Usbekistan, Georgien und Kasachstan einen Strich durch die Rechnung. Projekte für den Neubau von Milchviehbetrieben wurden dadurch erheblich verzögert. Das sorgte für ein Exporttief von fast drei Monaten. Im Herbst zog der Export von Färsen wieder an. Allerdings musste die Auswahl der Färsen online erfolgen, weil Covid-19 die Einreise aus Drittländern unmöglich gemacht hatte. Für 2021 stehen wieder einige schöne Projekte auf dem Programm. Die ersten Färsen gingen im Januar in Quarantäne. Erwartet wird, dass der Export von Färsen stabiler und konstanter sein wird als 2020. Allerdings zeigen sich schon neue Herausforderungen, wie die Reaktion auf die gesellschaftlichen und politischen Forderungen in Bezug auf Langstreckentransporte von Vieh. Hier ist Kreativität gefragt, um die interessanten Absatzmärkte für Färsen zu behalten.

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